Kindergeschichten

Bennet |

Liebe Lübecker Kinderkrebshilfe, liebe Frau Vesper, jetzt habe ich es endlich geschafft! Die zwei Jahre in denen ich mit Leukämie zu kämpfen hatte, waren wirklich nicht einfach. Und ohne Unterstützung wohl gar nicht zu schaffen, sei es durch die Familie, durch Freunde, oder durch euch! Ich muss sagen, dass ich und vor allem meine Eltern euren Verein sehr zu schätzen gelernt haben! Es hat wirklich einiges erleichtert, wenn man wusste, es gibt da jemanden, der alles erdenkliche versucht, was außerhalb der Medizin noch liegt, einfacher zu machen… Ich wünsche mir, dass alle krebskranken Kinder und ihre Familien so gut unterstützt werden können wie ich. Darum habe ich mit allen meinen Freunden und Freunden meiner Eltern eine Feier geschmissen und um Spenden ihrerseits gebeten. Den Erlös will ich der Kinderkrebshilfe vermachen. Noch einmal vielen Dank! Bennet

aus: Brief mit Foto an die Lübeck-Hilfe für Krebskranke Kinder e.V.

Jonas |

Als bei mir eine Leukämie diagnostiziert wurde, wusste ich zuerst überhaupt nicht, was auf mich zukommt. Ich war ein fröhlicher für alles zu begeisternder 11 Jahre alter Junge. Alles fing damit an, dass ich mich mit leichtem Fieber immer schlapper fühlte. Eines morgens wurde mir so schwindelig, dass ich fast ohnmächtig wurde. Unser Hausarzt hat mich mit meiner Mutter in die Sana-Klinik nach Eutin geschickt, weil es schon Freitag war. Dort haben sie immer wieder alle möglichen Fragen gestellt und mir mehrfach Blut abgenommen. Sie haben geahnt, dass ich eine Bluterkrankung habe und mich mit dem Krankenwagen nach Lübeck zum UKSH gebracht. Mein Bruder ist mit mir im Krankenwagen gefahren, Mama und Papa sind nebenher gefahren. Im UKSH wurde sehr schnell meine Leukämie diagnostiziert und sofort mit der Behandlung gestartet. Wie gesagt, ich wusste nicht genau was nun alles passiert. Mama und Papa waren beide sehr traurig und ich wusste irgendwie, dass ich stark sein muss. Es begann ein auf und ab. Mal war ich traurig, manchmal war ich fröhlich. Mal ging es mir gut, mal war ich in schlechter Verfassung. Doch bei meinen Pflegern und Pflegerinnen habe ich mich sofort gut aufgehoben gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass alle (auch besonders meine Ärzte) genau wissen, was sie tun. Jedes mal, wenn ich im Krankenhaus war, durfte Mama oder Papa bei mir sein und mit mir im Zimmer schlafen. Das hat mir sehr geholfen. Wenn ich traurig war, hatte ich eine Schulter zum Ausheulen. Niemand hat daran gezweifelt, dass ich wieder gesund werde.

Die erste Zeit war am schlimmsten, weil ich erstmal auf vieles verzichten musste und die Behandlungen sehr stark waren und ich schlimme Entzündungen bekommen habe. Nach 2 Monaten durfte ich auch mal wieder nach Hause. Ich hatte schon Heimweh gehabt. Als mir wegen der Chemotherapie langsam die Haare ausfielen, war das ganz komisch. Ein nun fast 12 jähriger Junge ohne Haare… Wo gibt´s denn sowas? Doch nicht nur die Krankenschwestern und Ärzte haben mir geholfen. Ich konnte viele verschiedene Aktivitäten mitmachen, wenn ich wollte. Einmal wöchentlich kamen die Klinikclowns durch die Station und haben allen Patienten ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ich konnte malen, zeichnen und auf viele andere Arten kreativ sein. Das hat mir besonders gefallen, sodass ich auch heute noch gerne zeichne und künstlerisch aktiv bin. Außerdem gab es einen psychosozialen Dienst, der mit uns Patienten Gesellschaftsspiele gespielt hat, gekocht und gebacken hat und vieles mehr. Das habe ich ebenfalls gerne gemacht.

Eigentlich sollte meine Therapie nur 6 Monate dauern, hat sich aber durch mehrere Infektionen und einen Aufenthalt auf der Intensivstation länger hingezogen. Außerdem waren meine Krebszellen im Knochenmark noch nicht vollständig zerstört. Deshalb hat meine Behandlung ca. 13 Monate gedauert. In den letzten 3 Monaten war ich besonders niedergeschlagen, weil ich endlich fertig sein wollte. Doch ich wusste, dass es nicht mehr lange dauert und ich hatte einen Traum, für den ich nie aufgegeben habe. Ich hoffe er wird wahr. Die anstehende ReHa war ein weiterer Lichtblick für mich. Nach der Intensivtherapie kam nun meine Langzeittherapie, die im Gegensatz zur vorherigen harmlos war. Ich konnte viel zu Hause sein, konnte in die Schule gehen, mich wieder häufiger mit Freunden treffen und wieder Dinge essen, die ich früher gerne gegessen hatte und wegen der Infektionsgefahr nicht essen durfte.

Mittlerweile bin ich 15 Jahre alt und habe gelernt, was wirklich zählt im Leben. Meine Familie ist mir sehr wichtig. Ich denke nicht mehr oft an die schlimme Zeit und bedanke mich dafür, dass meine ganze Familie, meine lieben Bekannten und alle, die mir die Zeit angenehmer gemacht haben, dazu beigetragen haben, dass die Zeit meiner Behandlung erträglicher war und ich auch heute noch ein fröhlicher für alles zu begeisternder Junge bin. Ohne diese Liebe und die zahlreiche Unterstützung hätte ich das alles nicht geschafft. Ein besonderes Dankeschön geht das Team der Ärzte, Krankenschwestern, Betreuern, die jeden Tag vielen Kindern, wie ich eines bin, helfen, um wieder gesund zu werden. Ihr alle seid einfach großartig.

Jonas M.

Mina |

Das ist Mina. Im Alter von 2 Jahren ist sie an Leukämie erkrankt.

Als wir die Diagnose bekamen, dachte ich, dass sie Welt stehen bleibt. Tut sie aber nicht. Wir tauchten in eine Parallelwelt ein. Plötzlich waren nur noch Blutwerte und Medikamentengaben wichtig. Verschwundene Gummistiefel im Kindergarten, Einladungen zu Kindergeburtstagen oder Wäsche bügeln? Es interessierte nicht mehr. Arztgespräche, Austausch mit Krankenschwestern und Besuchern an Minas Bett waren jetzt wichtig.

Und Mina? Mina hat in der Kunsttherapie viel zerschnitten und wieder zusammengefügt.

Jetzt ist Mina 9 Jahre alt. Sie geht gerne in die Schule, verabredet sich mit Freunden und arbeitet bei der Schülerzeitung mit.

Wir sprechen viel über die Zeit im Krankenhaus. Mina hat viele Erinnerungen und noch mehr Fragen.

Die Angst ist immer da, aber sie wird kleiner.

Ich kann mich auch schon ein klein wenig über verschwundene Gummistiefel ärgern.

(Minas Mutter)

Geschichte eines Traktors |

 Früher stand ich im Regal eines Ladens in Hamburg. „Ich“, das ist ein Lanz-Traktor-Oldtimer als Holzbausatz in 120 Einzelteilen. 

120 Einzelteile, das ist ganz schön viel. Und die jugendliche Patientin auf der onkologischen Kinderstation, für die ich vor einigen Jahren aus dem Regal herausgeholt wurde, hat die vielen kleinen und noch kleineren Holzteilchen von mir gesehen in den 4 vorgestanzten Holzplatten, dicht an dicht, und sagte recht schnell: „Schön – aber nix für mich – so viel Arbeit!“ 

Und so wanderte ich in den Materialschrank der Kinderstation, zwischen Farben und Pinsel, wurde immer mal wieder herausgezogen, aber mit Seufzen und Kopfschütteln wieder zurückgestellt. 

Doch dann kam vor einem Jahr Lucas, erst 13 Jahre alt und sehr geschickt. 

Er hatte in der Kunsttherapie auf der Station schon einen kleinen Holzrennwagen gebaut. Nicht so viele Teile – aber dennoch auch nicht einfach! 

Und wirklich, im Januar startete er mit mir… Oh, ich war viel Arbeit, ich weiß, und es gab lange Phasen, in denen ich unvollständig, halb zusammengeklemmt im Regal auf der Station ausharren musste und von einer Ecke in die andere geschoben wurde, dauernd im Weg war und nicht mehr daran glaubte, dass ich jemals fertig und dann wirklich wie ein Traktor aussehen würde. 

Doch mein Warten hat sich gelohnt. 

Am letzten Donnerstag wurde das letzte Teilstück von mir befestigt und ich hörte, wie der sichtlich frohe Lucas sagte: „Wow, ich bin richtig stolz! 

Weißt du, Krebs zu haben, ist wirklich nicht toll, aber hier auf der Station gab es doch einiges Schönes. 

Der Traktor bekommt in meinem Zimmer einen Ehrenplatz, denn es ist gut geworden, und ich bin der erste, der ihn geschafft hat! 

Niemals aufgeben!“ 

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