Kindergeschichten

Mina |

Das ist Mina. Im Alter von 2 Jahren ist sie an Leukämie erkrankt.

Als wir die Diagnose bekamen, dachte ich, dass sie Welt stehen bleibt. Tut sie aber nicht. Wir tauchten in eine Parallelwelt ein. Plötzlich waren nur noch Blutwerte und Medikamentengaben wichtig. Verschwundene Gummistiefel im Kindergarten, Einladungen zu Kindergeburtstagen oder Wäsche bügeln? Es interessierte nicht mehr. Arztgespräche, Austausch mit Krankenschwestern und Besuchern an Minas Bett waren jetzt wichtig.

Und Mina? Mina hat in der Kunsttherapie viel zerschnitten und wieder zusammengefügt.

Jetzt ist Mina 9 Jahre alt. Sie geht gerne in die Schule, verabredet sich mit Freunden und arbeitet bei der Schülerzeitung mit.

Wir sprechen viel über die Zeit im Krankenhaus. Mina hat viele Erinnerungen und noch mehr Fragen.

Die Angst ist immer da, aber sie wird kleiner.

Ich kann mich auch schon ein klein wenig über verschwundene Gummistiefel ärgern.

(Minas Mutter)

Geschichte eines Traktors |

 Früher stand ich im Regal eines Ladens in Hamburg. „Ich“, das ist ein Lanz-Traktor-Oldtimer als Holzbausatz in 120 Einzelteilen. 

120 Einzelteile, das ist ganz schön viel. Und die jugendliche Patientin auf der onkologischen Kinderstation, für die ich vor einigen Jahren aus dem Regal herausgeholt wurde, hat die vielen kleinen und noch kleineren Holzteilchen von mir gesehen in den 4 vorgestanzten Holzplatten, dicht an dicht, und sagte recht schnell: „Schön – aber nix für mich – so viel Arbeit!“ 

Und so wanderte ich in den Materialschrank der Kinderstation, zwischen Farben und Pinsel, wurde immer mal wieder herausgezogen, aber mit Seufzen und Kopfschütteln wieder zurückgestellt. 

Doch dann kam vor einem Jahr Lucas, erst 13 Jahre alt und sehr geschickt. 

Er hatte in der Kunsttherapie auf der Station schon einen kleinen Holzrennwagen gebaut. Nicht so viele Teile – aber dennoch auch nicht einfach! 

Und wirklich, im Januar startete er mit mir… Oh, ich war viel Arbeit, ich weiß, und es gab lange Phasen, in denen ich unvollständig, halb zusammengeklemmt im Regal auf der Station ausharren musste und von einer Ecke in die andere geschoben wurde, dauernd im Weg war und nicht mehr daran glaubte, dass ich jemals fertig und dann wirklich wie ein Traktor aussehen würde. 

Doch mein Warten hat sich gelohnt. 

Am letzten Donnerstag wurde das letzte Teilstück von mir befestigt und ich hörte, wie der sichtlich frohe Lucas sagte: „Wow, ich bin richtig stolz! 

Weißt du, Krebs zu haben, ist wirklich nicht toll, aber hier auf der Station gab es doch einiges Schönes. 

Der Traktor bekommt in meinem Zimmer einen Ehrenplatz, denn es ist gut geworden, und ich bin der erste, der ihn geschafft hat! 

Niemals aufgeben!“ 

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